Oder:
Da war in Presse, Rundfunk und Fernsehen die
Rede von "uranabgereicherter" Munition, "urangehärteter"
Munition, "Uranmantelgeschossen" und sogar von "mit Uran
abgereicherter" Munition - eine Ausdrucksweise, die zum Teil
absurd ist, zumindest aber von Ahnungslosigkeit zeugt. Richtig
schlimm wird es aber, wenn dann die Rede ist von "radioaktiv
verseuchter" Munition, oder darauf hingewiesen wird,
abgereichertes Uran sei nicht mehr so gefährlich, weil es
ja schon "abgebrannt" sei. Auch in der Aussage, Uranmunition
sei nicht sehr stark "radioaktiv belastet", weil das Uran eben
"abgereichert" sei, offenbart sich ein "gediegenes"
Halbwissen.
Natururan besteht zu 99,2745% aus dem
Isotop U-238, zu 0,7200% aus U-235 und zu 0,0055% aus U-234.
Die spezifische Aktivität von U-238 ist mit ca.
12.400 Bq/g (Zerfälle je Sekunde in einem Gramm des
Stoffes ) am geringsten. U-235 hat ca. die 7fache und U-234 die
18.000fache (!) spezifische Aktivität. Letzteres macht
deshalb ca. die Hälfte der Gesamtaktivität von
25.400 Bq/g des Natururans aus, obwohl es nur in Spuren
(s.o.) darin vorkommt.
Um das besonders leicht spaltbare U-235 in Kernreaktoren zur
Energiegewinnung einsetzen zu können, muß sein
Anteil von ca. 0,7% (im Natururan) erhöht werden auf ca.
3,5%. Diesen Prozeß nennt man "Anreicherung", das Produkt
angereichertes Uran. Das "Rest-Uran" nach diesem
Prozeß enthält dann folglich einen kleineren Anteil
an U-235 als Natururan und man nennt es deshalb
abgereichertes Uran, das (typisch) zu 99,8% aus dem
Isotop U-238, zu 0,2% aus U-235 und zu 0,001% aus U-234
besteht. Neben dem Anteil des U-235 wurde also auch der Anteil
des aktivsten Isotops U-234 drastisch verkleinert. Deshalb
beträgt die Gesamtaktivität von
14.800 Bq/g fast nur noch die Hälfte des
Natururans.
Quelle:
www.rand.org/publications/MR/MR1018.7/mr1018.7.tabs.html
"Abgereichert" ist etwas völlig
anderes als "abgebrannt" ("Abgebrannte"
Uran-Brennelemente aus Kernreaktoren sind durch die darin
enthaltenen Spaltprodukte hochradioaktiv und dürfen nur in
Zwischenlagern unter strengsten Bestimmungen aufbewahrt werden
- eigentlich gehörten sie so schnell wie möglich in
ein Endlager.) Radiologisch gesehen ist abgereichertes Uran
also zwar nicht unbedenklich, besitzt aber zumindest ein ca.
nur halb so großes Gefährdungspotential wie
Natururan.
Man kann Munition nicht "mit Uran abreichern", sondern
nur den Anteil bestimmter Isotope im Uran anreichern
(=erhöhen) oder abreichern (=vermindern). Es gibt deshalb
auch keine "uranabgereicherte Munition", sondern nur
Munition mit abgereichertem Uran .
Man kann Munition auch nicht mit Uran "härten" im
Sinne einer härteren Oberfläche oder eines
härteren Mantels, denn Uran ist ein eher weiches Metall,
das aber über eine enorm hohe Dichte von
18,9 g/cm3 (fast 2,5mal
so hoch wie Stahl und 1,7mal so hoch wie Blei) verfügt.
Ein Kern aus Uran verleiht einem Geschoß (bei gleichen
Abmessungen) eine höhere Durchschlagskraft (im
übertragenen Sinn: "Härte"), als es ein Bleikern
könnte.
Und vor allem darf man Uranmunition nicht mit "Atomwaffen"
(Kernspaltungswaffen) verwechseln, denn es findenkeine
Kernspaltungen statt. Abgereichertes Uran kommt übrigens
auch in vielen (zivilen) Flugzeugen bei der Trimmung zum
Einsatz - eben wegen seiner hohen Masse bei kleinem
Volumen.