Was ist Uranmunition?

Oder:

Wie man neben Uran auch Informationen "abreichern" kann.


Das neue Jahrtausend ist erst zwei Wochen alt und schon bewegt die deutsche Öffentlichkeit nach dem Dauerbrenner "BSE" ein neues Thema: "Uranmunition" - zum Einsatz gekommen z.B. im ehemaligen Jugoslawien, aber vielleicht auch auf deutschen(?) Truppenübungsplätzen. Hier soll nicht auf die grundsätzliche Gesundheitsproblematik im Umgang mit Schwermetallen eingegangen werden, sondern auf die radiologische Dimension, die vor allem in der öffentlichen Diskussion ein Rolle spielt und im Physikunterricht behandelt werden sollte. Diese Informationen seien aber auch allen empfohlen, die vielleicht als seriöse Journalisten davor bewahrt werden wollen, Falschmeldungen und gezielten Desinformationen zu erliegen und solche womöglich weiterzuverbreiten.

Kostproben:

Da war in Presse, Rundfunk und Fernsehen die Rede von "uranabgereicherter" Munition, "urangehärteter" Munition, "Uranmantelgeschossen" und sogar von "mit Uran abgereicherter" Munition - eine Ausdrucksweise, die zum Teil absurd ist, zumindest aber von Ahnungslosigkeit zeugt. Richtig schlimm wird es aber, wenn dann die Rede ist von "radioaktiv verseuchter" Munition, oder darauf hingewiesen wird, abgereichertes Uran sei nicht mehr so gefährlich, weil es ja schon "abgebrannt" sei. Auch in der Aussage, Uranmunition sei nicht sehr stark "radioaktiv belastet", weil das Uran eben "abgereichert" sei, offenbart sich ein "gediegenes" Halbwissen.

Fakten, Fakten, Fakten ...

Natururan besteht zu 99,2745% aus dem Isotop U-238, zu 0,7200% aus U-235 und zu 0,0055% aus U-234. Die spezifische Aktivität von U-238 ist mit ca. 12.400 Bq/g (Zerfälle je Sekunde in einem Gramm des Stoffes ) am geringsten. U-235 hat ca. die 7fache und U-234 die 18.000fache (!) spezifische Aktivität. Letzteres macht deshalb ca. die Hälfte der Gesamtaktivität von 25.400 Bq/g des Natururans aus, obwohl es nur in Spuren (s.o.) darin vorkommt.
Um das besonders leicht spaltbare U-235 in Kernreaktoren zur Energiegewinnung einsetzen zu können, muß sein Anteil von ca. 0,7% (im Natururan) erhöht werden auf ca. 3,5%. Diesen Prozeß nennt man "Anreicherung", das Produkt angereichertes Uran. Das "Rest-Uran" nach diesem Prozeß enthält dann folglich einen kleineren Anteil an U-235 als Natururan und man nennt es deshalb
abgereichertes Uran, das (typisch) zu 99,8% aus dem Isotop U-238, zu 0,2% aus U-235 und zu 0,001% aus U-234 besteht. Neben dem Anteil des U-235 wurde also auch der Anteil des aktivsten Isotops U-234 drastisch verkleinert. Deshalb beträgt die Gesamtaktivität von 14.800 Bq/g fast nur noch die Hälfte des Natururans.
Quelle: www.rand.org/publications/MR/MR1018.7/mr1018.7.tabs.html

... und an die Leser denken:

"Abgereichert" ist etwas völlig anderes als "abgebrannt" ("Abgebrannte" Uran-Brennelemente aus Kernreaktoren sind durch die darin enthaltenen Spaltprodukte hochradioaktiv und dürfen nur in Zwischenlagern unter strengsten Bestimmungen aufbewahrt werden - eigentlich gehörten sie so schnell wie möglich in ein Endlager.) Radiologisch gesehen ist abgereichertes Uran also zwar nicht unbedenklich, besitzt aber zumindest ein ca. nur halb so großes Gefährdungspotential wie Natururan.
 
Man kann Munition nicht "mit Uran abreichern", sondern nur den Anteil bestimmter Isotope im Uran anreichern (=erhöhen) oder abreichern (=vermindern). Es gibt deshalb auch keine "uranabgereicherte Munition", sondern nur Munition mit abgereichertem Uran .
 
Man kann Munition auch nicht mit Uran "härten" im Sinne einer härteren Oberfläche oder eines härteren Mantels, denn Uran ist ein eher weiches Metall, das aber über eine enorm hohe Dichte von 18,9 g/cm3 (fast 2,5mal so hoch wie Stahl und 1,7mal so hoch wie Blei) verfügt. Ein Kern aus Uran verleiht einem Geschoß (bei gleichen Abmessungen) eine höhere Durchschlagskraft (im übertragenen Sinn: "Härte"), als es ein Bleikern könnte.
 
Und vor allem darf man Uranmunition nicht mit "Atomwaffen" (Kernspaltungswaffen) verwechseln, denn es findenkeine Kernspaltungen statt. Abgereichertes Uran kommt übrigens auch in vielen (zivilen) Flugzeugen bei der Trimmung zum Einsatz - eben wegen seiner hohen Masse bei kleinem Volumen.

Weitere Quelle:
www.bfs.de/de/ion/wirkungen/uranmunition.html
 


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Zuletzt abgespeichert: Mittwoch, 28.10.2009, 20:20 Uhr
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