Es wundert mich, daß die drei Kinder von Frau Heidemarie Mundlos und Ihrem Mann nicht
die Namen Christina, Detlef und Ute bekommen haben. Diese beiden
Menschen fühlen sich so sehr mit ihrer Partei verbunden, daß Sie sogar ihren Urlaub
mit interessierten Parteimitgliedern verbringen. Und was für ein Urlaub, 4 Tage in dem
schönen Südtirol, welches seit fast 20 Jahren von Familie Mundlos besucht wird. Schon
auf der Hinfahrt mit einem Bus der alteingesessenen Firma
Olly Müller,
wurde uns Mitreisenden die Geschichte Südtirols durch Herrn Mundlos nahegebracht.
Ein Quiz rundete die Entdeckungsreise durch die Geschichte ab. Trotz zwölfstündiger
Fahrt, war gute Laune angesagt, da im zweieinhalbstündigen Turnus ein Reisehalt
eingeplant war. Und auch in dieser Zeit war das Ehepaar nicht müde seine Mitbegleiter
zu verwöhnen, mit Würstchen und Brot, mit Kaffee und Kuchen.
Unser allseits beliebter Busfahrer Jens, den einige von vorangegangenen Fahrten
her kannten, brachte uns sicher und gut gelaunt zu unserem Hotel in
Kaltern, einem wunderschönen,
idyllischen, kleinen Ort in Südtirol.
Das Einchecken im schönen und freundlichen
Hotel Weingarten
ging reibungslos über die Bühne und schon am selbigen Abend gab es eines von vielen
Menüs aus diesem Hause, welches mir zum Ende hin 2 kg mehr auf der Waage einbrachte -
trotz Wanderns und Schwimmens im hoteleigenen Pool. Was soll´s? Figur hin, Figur her -
die Südtiroler Küche ist köstlich. Obwohl ich gestehen muß, manchmal ist sie von der
Sprache her wesentlich blumiger als im nachhinein auf dem Teller. "Julien" stand eines
Tages auf der Menükarte. Alle harrten in stiller Erwartung auf die Köstlichkeit,die
sich da zum Verzehren ansagte. Ich glaube, wir waren alle sehr überrascht, als sich
"Julien" als Pommes Frites darbot. Egal, sie waren sehr lecker.
Am nächsten Tag ging es dann los - bei herrlichem Sonnenschein, der bis zum Ende unserer
Reise anhalten sollte, mit einer Stadtführung mit dem pensionierten Lehrer Dr. Kofler aus
Kaltern. Er erzählte uns auch, weshalb man die Kalterer einst - etwas spöttelnd -
"Herrgottskinder" getauft hat. Ein Gedicht von Guido Görres (1805 - 1852) verrät es uns:
Die Herrgottskinder von Kaltem
An einem Freitag in der Früh', das Jahr fällt mir nicht ein,
da ging ein fremder Wandersmann in Kaltem einst zum Wein.
Da fing ein kleines Glöcklein an, war gar ein winzig Ding,
das klimperte bescheidentlich ganz leise tling! tling! tling!
»Dies Glöcklein ist die Freitagsglock'«, so sprach der Wirt mit Stolz,
»die läutet, weil den Tod empfing der Herr am Kreuzesholz.«
»Die Glocke dünkt mich«, sprach der Gast, »Herr Wirt, doch gar zu klein.
Mir scheint, zu Kaltem müßten wohl noch größ're Glocken sein.«
»Ah, größ're haben freilich wir«, erwidert jener froh,
»doch Ihr begreift: man läutet sie nicht mir nichts, dir nichts so;
das muß schon ein Kalt'rer Bürger sein, bei dessen Tod sie spricht,
und ist's ein Kalt'rer Bürger nicht, so läutet man die Große nicht.«
»Nehmt hin«, sprach drauf der Wandersmann, »die Taxe zahl' ich gern
und kauf´ dafür das Bürgerrecht zu Kaltem Gott dem Herrn.« -
Seit also Gott das Bürgerrecht zu Kalteren erwarb,
erklingt die große Glocke auch am Tage, da er starb.
Und »Herrgottskinder« hat der Scherz die Kalterer getauft,
seit Christus man ins Bürgerrecht zu Kaltem eingekauft!
Was wurde uns doch alles geboten! Jeden Morgen überreichte uns Frau Mundlos einen Fahrplan
für den Tag. Einen möchte ich Ihnen hier einmal vorführen:
Die Planungen waren so organisiert, daß alle auf Ihre Kosten kamen, und auch Zeit für ein
bißchen Kultur blieb.
In diesem Fall hat mir die Kalterer Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt am besten gefallen.
Und wie man rechts im Bild sehen kann, spielte uns unser Ortsführer Dr. Kofler auf der
wunderschönen alten Orgel Stücke von Johann Sebastian Bach vor.
Das war in dieser Umgebung für uns alle sehr beeindruckend, wie man auf nachfolgendem
Foto unschwer erkennen kann:
Zur Kultur in Südtirol gehört seit 2000 Jahren auch der Wein. In Kaltern befindet sich
deshalb das Südtiroler Weinbaumuseum, das speziell für uns geöffnet wurde. Uns führte
Herr Josef Sölva sogar bis in den erst jetzt erschlossenen, uralten Tiefkeller.
An diesem Tag fand auch eine Fahrt zum
Weingut der Familie Sölva in St. Nikolaus, der mit 567 m höchsten "Fraktion" Kalterns
(so nennt man die Ortsteile hier), mit anschließender Weinprobe (Verkostung) statt, worauf
ich mich ganz besonders gefreut habe. Der Niklaserhof ist ein kleines, feines
Familienunternehmen (Frau Johanna kümmert sich um die Reben, Sohn Dieter um den Keller und
auch die Töchter Karmen und Heike mit ihren Familien leben hier und helfen kräftig mit) -
sehr idyllisch gelegen inmitten von Weinbergen, mit herrlichem Ausblick auf die Dolomiten,
das Überetsch und den Kalterer See.
Wir besuchten auch die
Firma "Mendelspeck" bei Neumarkt, wo köstlicher Südtiroler Speck (Schinken) hergestellt
wird, und die
Schnapsbrennerei "Roner" in Tramin. Dort habe ich den ersten Nußschnaps ("Nusseler")
meines Lebens getrunken - sehr zu empfehlen. Und ich kenne jetzt den Unterschied zwischen
"Bränden" und "Geistern".
Auch der Besuch in der Obstgenossenschaft Kaltern/Tramin (EGMA), wohin uns auch Herr Sölva
begleitete, war sehr beeindruckend. Herr Sölva war viele Jahre im Südtiroler Beratungsring
für den Obst- und Weinbau tätig und bis zur Pensionierung Geschäftsführer der Obstgenossenschaft Kaltern.
Die wunderschöne Hauptstadt Bozen und der dortige Landtag
waren auch eines von vielen Highlights. Was mir ganz besonders imponierte, war die Tatsache,
daß Südtirol nur 460.000 Einwohner hat, dem Landeshaushalt dort aber immerhin 4 Mrd. EUR im
Jahr zur Verfügung stehen. Es gibt keine Arbeitslosigkeit und man sucht verzweifelt Lehrlinge.
So rechnet man in den kommenden Jahren mit einem Facharbeitermangel und wird verstärkt auf
Fremdarbeiter angewiesen sein. Auf meine Frage, ob ich nicht meine Tochter im schönen
Südtirolerland, welches ja der EU angehört, einen Beruf erlernen lassen könnte, erhielt
ich leider eine Absage: Studieren ja, Ausbildung nein.
Die Freizeit kam natürlich auch nicht zu kurz. Wer wollte, konnte mittags ein Nickerchen
machen oder die Seele auf andere Art und Weise baumeln lassen, wie hier vorm Hotel:
Zu guter Letzt haben wir noch einen wunderschönen, warmen Tag "auf der Mendel" verbracht.
Die über 100 Jahre alte (inzwischen natürlich renovierte) Standseilbahn beförderte uns auf
den 1363 m hohen Paß. Die Aussicht war für einen Flachländer wie mich sehr beeindruckend:
Für die lustigen Heimatliederabende mußte man allerdings wieder fit sein: Eine gut geölte
Stimme und gute Laune waren ein MUSS! Selbst ich, als eingefleischte Rock´n Rollerin
der 70`er, hatte nach zwei bis drei Gläsern Kalterer Rotwein keine Probleme mehr mit der
Musik des Akkordeons, mit dem uns Herr Rolf Gander aus Wenden manchen Abend erfreute.
Eines Abends stieß ganz überraschend Dr. Alexander von Egen,
ehemaliger Regionalassessor der Region Trentino-Südtirol,
aus Kaltern zu uns und beeindruckte uns mit profunden Kenntnissen über unsere Heimatstadt
Braunschweig, die Welfen und Europa. Seit langem kennt er Heidemarie Mundlos aus der Politik
und begrüßte uns alle auf das Herzlichste.
Am nächsten Abend hatten wir einen echten Südtiroler Musiker, den "Fritz" aus Tramin zu Gast,
der uns mit flotter Musik aus Südtirol erfreute und sich sogar ans Niedersachsenlied wagte.
Diese Lieder kenne ich jetzt alle, und das allerschönste war die Tatsache, daß keiner sich
über meine Stimme aufgeregt hat. Nicht so wie meine Kinder, die es sogar schon gebracht haben,
als ich in der Kirche lauthals mitsang, mir 5,- € zu bieten damit ich, wie sie behaupteten,
mit dem "Gekrächze" aufhörte.
Witze haben wir gehört und kleine Aufführungen gesehen - was die Senioren so alles drauf haben!
Für die nächste Fahrt werde ich auch etwas einstudieren mit den anderen "Küken" von der Frauen-Union.
Auch die Rückreise verlief zu aller Zufriedenheit und vor Innsbruck hatten wir zum letzten Mal
den herrlichen Blick auf die schneebedeckten Alpen:
Im Namen aller Mitreisenden bedanke ich mich noch einmal herzlich bei dem Ehepaar Mundlos für
die informative, gut organisierte, liebevoll geführte Urlaubsreise durch Südtirol.
Ihre
Ulrike Mahlich-Hennecke